Die Mehrzahl der Übernahmen vernichtet Werte

Den Erfolg liefert nicht die Idee, sondern die Umsetzung. Diese schlichte Weisheit wirft auf Unternehmenstransaktionen ein besonders kontrastreiches Licht. Unter den vielen veröffentlichten Studien zum Erfolg von Unternehmenskäufen (Mergers) kommen die meisten zu ähnlichen Ergebnissen, die man vereinfacht so zusammenfassen kann: Mehr als 50% aller Unternehmenskäufe vernichten Wert [1]. Dieses Ergebnis ist doch sehr überraschend: Das Risiko also, dass das verschmolzene Unternehmen nach der Transaktion weniger wert ist, als die Summe der Bewertungen beider Unternehmen vor der Transaktion, überwiegt. Nach einiger Überlegung ist das ein sehr schlechtes Ergebnis, würde man doch vermuten, dass vielleicht 10% bis 20% der Übernahmen scheitern – nicht aber mehr als 50%?

Wertschöpfung durch Planung und Umsetzung der Integration

Der CFO eines bekannten und sehr erfolgreichen deutschen Familienunternehmens sagte mir mal: „Wir haben in der letzten Zeit einige kleinere Unternehmen zugekauft und mit unseren Fachabteilungen integriert. Doch wir müssen feststellen: Nach der Integration ist von den akquirierten Geschäftsmodellen meist nicht mehr viel übrig.“ Die Wertschöpfung einer Übernahme bestimmt eben nicht nur der erfolgreiche Abschluss der Vertragsverhandlungen, sondern insbesondere auch die folgenden Mühen der Ebene: Die Umsetzung der strategischen Ziele bei der Integration des Unternehmens. Die möglicherweise sehr unterschiedlichen Ziele (vertikale Integration oder horizontale Erweiterung des Marktanteils, Eintritt in neue Märkte, Sicherung entscheidender Technologien, Kostenvorteile durch Skaleneffekte u.v.a.m.) sollten idealerweise vor dem Abschluss der Vertragsverhandlung geplant werden. Welche Bereiche des Unternehmens sollen integriert werden, an welchen Standorten, mit wieviel Mitarbeitern, was sind die gemeinsamen Umsatzziele, das zukünftige Produktportfolio, Marken, Vertriebsorganisation? Dieses Zielbild sollte frühzeitig festgeschrieben werden. Dazu gehört auch die möglichst genaue Berechnung von Kostenvorteilen und -einsparungen (Synergien). Sind diese nicht vorab bestimmt, werden sie sich auch später nicht realisieren.

Holger Gantz hat bereits mehr als 20 Unternehmensintegrationen begleitet und geplant, fast ausschließlich für Mittelstands- und Familienunternehmen, oft bei grenzüberschreitenden Transaktionen

Veröffentlicht am: 19. Mai 2023

Holger Gantz
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Andreus Aras
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